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Immer mehr Pflichten zur E-Rechnung in Europa – Was steckt dahinter?

06/14/23
Peter Gatzen

Aktuell gibt es eine starke Dynamik beim Thema E-Invoicing. Viele Länder entwickeln Gesetzesinitiativen oder haben bereits Gesetze erlassen, die die Nutzung der elektronischen Rechnung im B2B-Segment verpflichtend machen. Die Entwicklung zur verstärkten (verpflichtenden) Nutzung der E-Rechnung hat bereits vor einigen Jahren eingesetzt und scheint nun ihren, zumindest vorläufigen, Höhepunkt zu erreichen.

Warum beschäftigen sich immer mehr Staaten mit der E-Rechnung?

Die Antwort auf diese Frage ist eigentlich recht simpel: Geld. Genauer gesagt, geht es um die Umsatzsteuer. Vielen Staaten weltweit, so auch in der EU, entgehen Milliarden an Geldern aus dieser für sie wichtigen Einnahmequelle. In der Europäischen Union werden (schätzungsweise) 92,27 Milliarden Euro Umsatzsteuer nicht von den Mitgliedsstaaten eingezogen. Die Schere der nicht realisierten Steuereinnahmen geht dabei weit auseinander geht dabei weit auseinander: In Finnland entgehen dem Staat nur 1,3 % des Umsatzsteuervolumens, in Rumänien sind es satte 35,7 % – in Deutschland sind es etwas weniger als 5 %. Dennoch entgehen dem Fiskus auch hierzulande ca. 11 Milliarden Euro Umsatzsteuereinnahmen. Mit dem elektronischen Rechnungsverkehr soll diese Lücke möglichst vollständig geschlossen werden.

Ein weiterer, sehr wichtiger Punkt ist die Automatisierung bzw. Digitalisierung. Sie ist ein wichtiger Motor für wirtschaftliches Wachstum. Mit der E-Rechnung werden gleich mehrere Fliegen mit einer Klappe geschlagen: Die Unternehmen müssen sowohl im Rechnungsausgang als auch im Rechnungseingang einen gewissen digitalen Reifegrad aufweisen, um die Mandate umzusetzen. Dazu werden gleichzeitig die umsatzsteuerrelevanten Prozesse insgesamt erheblich digitalisiert. Die standardisierten Formate sorgen dafür, dass in den Austauschprozessen alle Beteiligten die selbe Sprache sprechen.

In welchen europäischen Ländern ist die elektronische Rechnung bereits verpflichtend?

Die Antwort auf diese Frage kommt auf den Wirtschaftsbereich an. Im B2G-Bereich gibt es in vielen EU-Mitgliedsstaaten mehr oder weniger umfangreiche Pflichten zur Nutzung der elektronischen Rechnung. Dazu gehört auch Deutschland. Seit November 2019 wurde die Nutzung der E-Rechnung bei der Rechnungsstellung an Bundesbehörden schrittweise zur Pflicht. In den Bundesländern sieht das anders aus: Nur wenige Länder haben eine Verpflichtung eingeführt. Die Grundlage für diese Entwicklung war seinerzeit die EU-Direktive 2014/55/EU. In anderen Staaten wie Spanien oder Frankreich ist die E-Rechnung für den B2G-Bereich umfassend zur Pflicht geworden.

Die aktuelle “Welle” fokussiert sich jedoch mehr auf den B2B-Bereich. Hier ist das Bild noch differenzierter: Italien beispielsweise hat die E-Rechnung für B2B-Transaktionen bereits im Januar 2019 eingeführt. Eine Reihe weiterer Staaten, wie z. B. Frankreich, Spanien, Polen und Belgien, führen ihre B2B-Verpflichtungen schrittweise ab 2024 ein.

Wohin geht die Entwicklung in Deutschland?

Bisher war die Entwicklung in Deutschland noch recht zurückhaltend, in den letzten Wochen gab es aber vermehrt Anzeichen, dass es auch in Deutschland in absehbarer Zeit eine gesetzliche Verpflichtung zur Nutzung der elektronischen Rechnung im B2B-Bereich geben könnte.

Was sollten Unternehmen jetzt tun?

Jedem Unternehmen, bzw. jedem Entscheidungsträger in einem Unternehmen, sollte die Entwicklung bewusst sein: Es wird in Zukunft immer mehr Verpflichtungen zur Nutzung der E-Rechnung geben. Deshalb sollten sich Unternehmen bereits jetzt rüsten und ihre Prozesse auf den Prüfstand stellen: Werden aktuell viele Rechnungen in Papierform versendet? Ist unsere IT-Systemlandschaft in der Lage, elektronische Rechnungen zu generieren? Kennen wir die kommenden Verpflichtungen in unseren Zielmärkten?

Die Risiken sind durchaus vorhanden: Ist ein Unternehmen zu einem Stichtag einer Verpflichtung nicht e-rechnungsfähig, kann es keine Rechnungen mehr stellen und dadurch auch kein Geld mehr einnehmen. Die Konsequenzen liegen auf der Hand. Beschäftigen Sie sich frühzeitig mit dem Thema E-Rechnung. Mehr Infos gibt es auf unserer Website: E-Rechnung.

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Peter Gatzen

Head of Marketing bei Esker Deutschland

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