SAP als Motor für den Cloud-Markt – hoffentlich bald!

Es gehört in der SAP-Community, zumindest im kritischen Teil, ja fast schon zum guten Ton, über SAP S/4Hana und die Produkt- und Kommunikationspolitik des Konzerns zu schimpfen. An dieser Stelle soll – bei aller sicherlich berechtigter Kritik – nicht in die gleiche Kerbe gehauen werden, aber einige Entwicklungen stimmen durchaus nachdenklich.

Bei einer aktuellen Umfrage der DSAG unter ihren Mitgliedern erklärten nur 5 %, im Bereich SAP S/4Hana momentan einen Investitionsschwerpunkt zu setzen. Viele werden wohl, auch aufgrund der Zusicherung von SAP, für SAP ERP/ECC6 bis Ende 2025 Support zu leisten, ihr bisheriges SAP-System weiterbetreiben. Aber neun Jahre sind schnell um. Wenn schon bei den klassischen SAP S/4Hana-Themen die Skepsis nach wie vor groß ist, wie sieht es da erst bei den Hana Cloud-Produkten aus? Rund 80 % der DSAG-Mitglieder schätzen die strategische Bedeutung der Cloud Edition von S/4Hana als niedrig ein. Sicher, jetzt kann man einwenden, dass der klassische SAP-Anwender eher konservativ ist oder die Skepsis im deutschsprachigen Raum, verglichen mit anderen Ländern der Welt, gegenüber dem Cloud-Modell und seinen Aspekten Datenschutz und Datensicherheit ohnehin größer ist. Aber wenn SAP die strategische Ausrichtung, sich zum Cloud-Anbieter wandeln zu wollen, ausgegeben hat und durchaus auch hohe Entwicklungskapazitäten in die Cloud Edition investiert, ist es doch verblüffend, dass man nicht mehr Anwender für das Cloud Modell begeistern kann, vor allem auch, weil es die Herausforderung der Hardware-Investition minimieren würde.

Im Web stellt SAP einen ROI-Rechner für die SAP Hana Cloud-Plattform zur Verfügung. Man wird aufgefordert, einige Daten einzugeben, so zum Beispiel auch den Umsatz, den man mit seinem Unternehmen jährlich erzielt. Als Default-Wert sind 500 Millionen US$ angegeben (den man freilich überschreiben kann). Hat man da lediglich eine Zahl eingesetzt? Oder ist das ein dezenter Hinweis darauf, welches Klientel sich SAP für seine Cloud-Anwendungen wünscht, also ab 500 Millionen aufwärts? Damit hätte man, nach der Definition der KfW-Bankengruppe – Umsatz bis 500 Millionen Euro -, den Mittelstand fast schon ausgeschlossen (die Dollar/Euro-Umrechnung hier einmal außer Acht gelassen). Liegt also einer der Gründe für die mangelnde Akzeptanz des Cloud-Angebots eventuell auch in der Positionierung?

Wir, Esker, sind Anbieter für Cloud-Lösungen zur Automatisierung von Dokumentenprozessen im SAP-Umfeld. Seit 10 Jahren haben wir unser Cloud-Portfolio stetig erweitert, mittlerweile erzielt unser Unternehmen ca. 70 % des Umsatzes mit Cloud-Anwendungen. Für uns und unsere Kunden ist Cloud zum Alltag geworden, auch weil sich in den letzten Jahren die Akzeptanz gegenüber Cloud gewandelt hat: Stießen wir vor fünf oder sechs Jahren noch häufiger auf komplette Ablehnung bei Interessenten (Stichwörter: Datenschutz und Datensicherheit), erleben wir diese Ablehnung mittlerweile kaum noch. Die Themen Datenschutz und Datensicherheit, obwohl nach wie vor äußerst wichtig, sind in der Priorität Fragen nach Performance, SLAs, Down- und Update-Zeiten usw. gewichen.

Als Cloud-Anbieter würden wir uns natürlich wünschen, dass SAP dieses im Markt durchaus vorhandene Momentum aufnimmt und dem Thema neue und weitere Impulse verleiht. Zum einen sehen wir das durchaus eigennützig, weil es uns als Anbieter zugute kommt, wenn der entscheidende und einflussreiche Key Player die Akzeptanz für Cloud-Angebote weiter erhöht. Aber wir sehen es auch als Chance für SAP-Anwender, weil wir an das Cloud-Modell glauben und weil es zumindest für uns und viele unserer Kunden zum Erfolgsmodell geworden ist. Kann SAP zum Motor für den Cloud-Markt werden? Ich wünsche es mir, je schneller desto besser!

 

Dr. Rafael Arto-Haumacher

Als Leiter der deutschen Niederlassung von Esker beschäftigt sich Dr. Rafael Arto-Haumacher seit Jahren mit der Automatisierung von Dokumentenprozessen im Bereich des Order-to-Cash und Procure-to-Pay.

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